Digitalisierung – Kompetenzen für morgen (Industrie 4.0)

Um sich diesem vielschichtigen Thema zu nähern, versuchen wir uns die Situation und derzeitigen Entwicklungen zu vergegenwärtigen. Zunächst einmal gleichen sich bzw. gibt es viele Prallelen in den Wirtschaftsbereichen, in denen direkter oder indirekter internationaler Wirtschaftsdruck auf die Geschäftsmodelle Einfluss nimmt. So hängt in Deutschland beinahe jeder 4. Arbeitsplatz vom Waren-& Dienstleistungsexport ab. Die Exportquote beträgt aktuell 47%. Dies bietet die Chance guter Umsätze und sichert Beschäftigung. Gleichzeitig erzeugt es aber auch Abhängigkeiten und Druck. Je IT-gestützter, ein Dienstleistung/ Produkt(ionsprozess) angeboten wird, desto größer das Risiko der Austauschbarkeit und preislich unterboten zu werden. Angetrieben wird dieser Druck von der Angst, selbst ersetzbar zu sein. Doch wie wirken sich diese Mechanismen auf unsere derzeitige und künftige Arbeitswelt aus? Schauen wir uns die branchenunabhängige Entwicklungen einmal an:

  • Die Aufgabeninhalte und Lieferanten-Prozessketten werden komplexer. Die Unübersichtlichkeit in ihren Wirkzusammenhängen nimmt zu, da die automatisierten unternehmensübergreifenden Hintergrund-Prozesse deutlich zunehmen und qualitativ anspruchsvoller werden. (Stichwort Industrie 4.0)
  • Dadurch bedingt, nimmt die Zahl hochqualifizierter und umfassender Anforderungen, insbesondere in den Bereichen IT (Datenmengen-/Qualität, -Sicherheit), Elektro-Ingenieur (Energiesicherstellung, Automatisierung) und Prozessgestaltung (Bedienung Massen-/ Individualmärkte) zu.
  • Eine andere Entwicklung findet in den einfachen Aufgabenstellungen statt. Diese werden durch digitalisierte Prozess-Technik immer weiter zergliedert. Arbeitsplätze fallen weg, werden in Niedriglohn-Niveau umgewandelt oder in Niedriglohnländer der EG, Asiens oder gar Afrika verlagert. Selbst Vergleichsportale ersetzten zunehmend die qualifizierte Beratung. Die Konsequenz, die Erstausbildungsberufe und Aufgaben für ungelernte Kräfte geraten noch mehr unter Druck und fallen weg. Ausbildungsberufe, wie z.B. Industriekaufmann, Außenhandelskaufmann oder Versicherungsfachwirt und deren nachgelagerte Weiter- bzw. Fachqualifizierungen, wird es in Zukunft so nicht mehr geben.

Die in Deutschland herrschenden Arbeitsrahmenbedingungen, die einen sehr hohen Grad an Produktivität und somit auch Wettbewerbsfähigkeit gewährleisten, beinhalten aber auch einen gesundheits-gesellschaftspolitischen Preis, jenseits der mikro-ökonomischen und monetären Betrachtung. Dieser lässt sich folgendermaßen beschreiben:

  • Bewegungsmangel und einseitige geringere körperliche Beanspruchungen führen zur Zunahme an Rücken-/ Muskelbeschwerden und somit in den Unternehmen zu Fehlzeiten. Monotonie und übermäßige Beanspruchung der Augen durch permanente Nutzung von Monitoren, Laptops, Smartphones führen ergänzend zu Sehbeschwerden. Arbeitsenergie und Konzentration der Betroffenen gehen als Potential verloren und senken ungewollt die individuelle Produktivität.
  • Ausgelöst durch die Sorge, den Arbeitsplatz zu verlieren, den Aufgabenstellungen nicht (mehr) gerecht zu werden, bei den älteren Arbeitnehmern die Angst, auf dem Arbeitsmarkt keine beruflichen Alternativen zu finden und die vermehrte indirekter Kommunikation durch die sozialen Medien, lassen auch die sozial-psychologischen Belastungen ansteigen. Der Trend zur emotionalen Vereinsamung nimmt zu.

Doch was folgt nun daraus? Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? Was können die Unternehmen für den Erhalt der gesundheitlichen Ressource ihrer Arbeitnehmer tun? Welche Skills sind erforderlich, um zu bestehen und welche Kompetenzen gilt es zu entwickeln?

Aus meiner Sicht spielen folgende Kompetenzen künftig eine größere Rolle: Kontaktfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Analytisches und vernetztes Denken, Eigene Motivationsfähigkeit, Sinnstiftungsfähigkeit, Informationsverhalten, Kritik-/Konfliktfähigkeit, Transferwissen, Problemlösefähigkeit, Intuition, Moralische Kompetenz, Selbstreflexion, Emotionale Stabilität, Anpassungsfähigkeit, Interkulturelle Kompetenzen, Sportlichkeit und motorisches Geschick.

Kompetenzen im Rahmen der Digitalisierung

Termine:
Dienstag, 06.06.2019

Burkhard Lindenbaum

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